Nach Überlieferung und zugänglichen Quellen soll der Brauch des Pfingstsingens in unserer Region auf die Zeit von 1618 bis 1648, also den 30 jährigen Krieg zurückgehen. Not, Verwüstung, Vergewaltigung und Vertreibung, hervorgerufen durch stetig wechselnd durchziehende Söldnerheere, lieferten den Nährboden für diesen Brauch. Ob kirchliche Einflüsse hier auch mitspielten, Pfingsten, Heiliger Geist, Erleuchtung, ist nicht bekannt.
Die Dorfjugend gab selbst, ging zu denen die noch etwas hatten und bat um milde Gaben.
Die Spenden bestanden aus Eier, Speck, Kartoffeln, Gemüse usw. Manchmal sprang sogar etwas Geld dabei heraus. Das Sammelgut wurde dann noch in der gleichen Nacht den Ärmsten der Armen heimlich vor die Tür gelegt. Man wollte doch wenigstens zu Pfingsten den Bedürftigen eine warme Mahlzeit sichern; und vielleicht auch sich selbst beim Verzehr des Pfingstbratens ein moralisch bedingtes Magendrücken ersparen.
Als die Not später nachließ, blieb der liebgewordene Brauch erhalten. Im Laufe der Jahre änderte sich die Form allerdings stark. Das Ersungene, Eier und Speck, kamen noch in der gleichen Nacht, in der Dorfschänke oder auf dem Platz vor der Dorfschänke, in die Pfanne.
Das Gesammelte wurde in Getränke umgesetzt. Der Speck soll manchmal so salzig gewesen sein, dass Geld nachgesammelt werden musste um die Gemeinschaftszeche zu bezahlen.
Bei fortgeschrittenem Alkoholkonsum könnte manche Pfingstnacht sehr hell geworden sein, es soll sogar zu Streit gekommen sein.
Durch diese Ausschweifungen fühlte sich die Ordnungsmacht auf den Plan gerufen. So wurde im Jahre 1809, in einer Bekanntmachung der hiesigen Behörden, der Brauch bei schwerer Strafe verboten
Die Zeit verging, der Brauch, er lebte.
Dann kamen die braunen Machthaber mit dem 1000 jährigen Reich und dem nächsten Verbot.
Es gab ja keine Armen mehr, wofür also noch so was; und außerdem, man wusste ja nie so genau was da passierte. Evtl. kirchlicher Einfluss mit Erleuchtung durch den heiligen Geist.?
Doch der Brauch überlebte.
Mit Sicherheit hat sich die Form stark geändert. An die Stelle bisher überwiegender körperlicher Not traten nun Kälte und Gleichgültigkeit im Umgang miteinander.
Was ist schlimmer.?
Am 6.6.1981 wurde dann das alte Liedgut wieder ausgekramt und es erschallte ab da wieder jedes Jahr am Pfingstsamstag der Ruf der „Strundener Pingsjunge“
„He kumme de Pingsjunge; han dis Johr noch nit gesonge“
Auch hier änderte sich im Laufe der Jahre der Verwendungszweck des Ersungenen.
Speck, Eier und diverse Zutaten kommen direkt in die Pfanne und werden zu Rührei. Alle anwesenden Freunde und Gäste werden damit versorgt. Die Reste des Gesammelten vom Regenschirm über diverse Flaschen Schnaps, Landkarten, Bücher bis zu Glückslosen, wird versteigert. Zum l. zum 2. und; bietet keiner mehr?
Der Erlös der Versteigerungen ist der Grundstock für die jährliche Altenfeier mit Kaffeetafel, einem Schnittchen und Getränken.
Immerhin für ca. 90 Personen. Die Kuchen werden von den Frauen selbst gebacken und gespendet. Den Kaffee spendet dann noch die Gastronomie. Für die Unterhaltung sorgt mal ein Zauberer, der Bläserkreis St. Josef, oder ein Christbaumverkäufer und nicht zuletzt die vorweihnachtlichen Lieder der Pingsjunge.
Ohne all die Helfer und Spender wäre so was gar nicht möglich. Ihnen allen gilt der besondere Dank.
Bei dieser Freude von Alt und Jung fragt sich der Schreiber, wer beschenkt eigentlich wen?
Manchmal hat die Kasse noch ein paar Euro und es reicht für eine Bankspende auf dem Kirchvorplatz; oder mit Spendenhilfe für den Bau des „Gedenk- und Ruheplatz“ mit wieder hergestellter Tafel der Opfer zweier Weltkriege.
Doch auch der Kummer des Schreibers sei nicht verschwiegen. Die Dorfjugend, heute 19 Männer, sind zwischen 30 und 70 Jahre alt. !!!!!!!!!
Et Pingsei
PS: oder schaut Euch dieses Video an: